Jahreszeitengedichte
Winter naht
Winter geht mit leisen Schritten
ahnungsvoll um unsere Hütten.
Noch ist zärtlich sein Gebahren.
Vögel fliegen fort in Scharen.
Raureif mal er auf die Bäume,
pinselt weiß die Gartenzäune.
Schickt uns mit gestrengem Blick
an den warmen Herd zurück.
Herz, sei still, schau in das Licht.
Hör nur wie der Winter spricht.
Lauter kommt er schon gegangen.
Kleiner Mensch, du musst nicht bangen.
Winter bringt mit schnellem Schritt
immer auch das Christkind mit!
von Ingeborg Fritsche
Die Kerze
Ich schau in die Kerze – ich schau in das Licht.
Es ist, als ob Gott jetzt zu mir spricht.
So innig und still ist’s um ihren Docht –
ich höre nur, daß mein Herz in mir pocht.
Die kleine Kerze erhellt mein Gemüt –
sie Wärme und Frieden im Raume versprüht –
Derweil sie für mich dann schließlich verglüht.
von Ingeborg Fritsche
Das Licht der Engel
Kleiner Mensch, hab keine Angst –
Du bist nicht allein.
Überall auf dieser Welt
schweben Engelein.
Passen auf, dass nichts geschieht,
was Dir wehe tut.
Sind bei Dir, wenn man’s nicht sieht –
immer auf der Hut!
Ist es dunkel – weine nicht –
Englein sind bei Dir,
dass Du immer bist im Licht –
Danke Gott dafür!
von Ingeborg Fritsche
Zweierlei Maß
oder
Die Großen und die Kleinen
Sie fliegen hin und picken sich
ihr Futter aus dem Haus.
Doch kommt ein großer Vogel an,
dann muss „man“ eben raus!
Geduldig warten Spatz und Meis’,
ob das Gerechtigkeit auch ist,
steht auf dem andern Blatt.
So ist im Leben das Gesetz:
Ist klein man von Gefieder,
dann kommt man erst zuallerletzt –
auch wenn man brav und bieder!
von Ingeborg Fritsche
Diese Gedichte und eine weitere Auswahl meiner Gedichte finden Sie auch in unserem Buch „Worte verzaubern Bilder“.